Auch im nächsten Abschnitt deutete zunächst wenig daraufhin, dass Sörnewitz den Rödertalern ernsthaft gefährlich werden könnte. Doch vermehrte Abstimmungsfehler in der Offensive sowie Nachlässigkeiten in der Defensive sorgten dafür, dass der SV zwei 7:0-Runs hinlegen konnte und sich so zur Halbzeit auf 37:32 heranschlich.
Zwar hatten die Zuschauer auch im dritten Viertel nie wirklich das Gefühl, dass die Partie noch drehen könnte, doch die Gäste blieben weiter in Schlagdistanz. Als dann sechs Minuten vor Schluss ein Dreier des Sörnewitzers Zaloga die BCO-Führung erneut auf fünf Punkte (56:51) schrumpfen ließ, wurde es noch einmal spannend, doch Sebastian Peters (mit 21 Zählern bester Punktesammler), Andreas Henke und Tom Bürger erkannten umgehend die Dringlichkeit und brachten mit je 4 Punkten in einem 12:2-Lauf das Spiel endgültig außer Reichweite und den Pflichtsieg unter Dach und Fach.
Nach zwei Stunden Ruhepause (Nossen besiegte in dieser Zeit Sörnewitz mit 74:53) und einer kleinen Stärkung in Form von frisch gebackenen Muffins wartete nun die schwerere Aufgabe des Tages in Form des SV Lok. Zwischen beiden Mannschaften gab es schon zahlreiche Duelle und vor allem in den letzten Jahren waren diese immer von einer satten Portion körperlicher Härte geprägt. Dieser Tradition wurde auch dieses Mal wieder gefrönt. Geschenke wurden auf beiden Seiten nur wenige verteilt – und wenn, dann in Form von blauen Flecken. Doch auch spielerisch war diese Partie mit Abstand die beste an diesem Tage. Bei weitem nicht hochklassig, aber auf beiden Seiten mit sehenswerten Einzelaktionen sowie durchdachtem Teamplay. Mit einer Mann-Mann-Verteidigung versuchte der BCO die Kreise der drei gefährlichsten Nossener Akteure Haufe, Hackel und Beier einzugrenzen, was auch des Öfteren gelang. Der Schlagabtausch im ersten Viertel endete mit einer hauchdünnen 18:17-Führung für die Hausherren.
Den vielversprechenderen Start in den Folgeabschnitt erwischten die Gäste, die durch einen 11:3-Lauf das Zepter übernehmen konnten (21:28). Die Schlummerphase der Ottendorfer war allerdings nur vorübergehender Natur. Sofort wurde die Intensität in der Defensive wieder nach oben geschraubt, sowie am gegnerischen Korb ein ums andere Mal der freie Mann (u.a. Sascha Richter mit zwei Dreiern innerhalb von einer Minute) gefunden, sodass zur Halbzeit wieder knapp die Oberhand gewonnen werden konnte (38:37).
Wer jetzt dachte, dass ein Basketballspiel enger gar nicht mehr sein konnte, der sah sich kurz darauf vom Gegenteil belehrt. Im dritten Viertel alleine gab es 13 Führungswechsel zu sehen, sodass eine klare Tendenz immer noch nicht zu erkennen war. Zwar führten die Nossener zehn Minuten vor Schluss mit 56:59, doch so langsam machten sich bei den erfahrenen Gästen Konditionsprobleme bemerkbar. Auch brachten sie traditionellerweise mit bemerkenswerten Schauspieleinlagen Hollywood-Flair in die ehrwürdige Ottendorfer Halle, jedoch gingen die Schiedsrichter dem Theater mit fortlaufender Spielzeit immer seltener auf den Leim. Knackige Wortgefechte, die eigentlich dazu dienen sollten, die Ottendorfer aus dem Konzept zu bringen, bewirkten zudem eher das Gegenteil, denn wenig später geriet die Lok aus Nossen vollkommen aufs Abstellgleis. Als Hauptverantwortlicher Weichenstellmeister tat sich jetzt der oberligaerfahrene Fuchs Martin Ranft hervor, der kaltschnäuzig zwei unerklärlich offene Dreier in die Gästereuse brannte und aus einem 63:64 ruckzuck ein 69:64 zauberte. Er hätte sich vor jedem der beiden Würfe sogar noch jeweils ein, zwei Tässchen Cappuccino genehmigen können – so lange ließen die Nossener einen der besten Distanzschützen der Bezirksliga sträflich frei an der 6,75m-Linie stehen. Aber wie der Volksmund schon sagt: „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.“ Nach dem großzügigen Verteilen dieser Präsente setzte knapp drei Minuten vor Schluss bei den sonst so selbstbewusst auftretenden Gästen dann doch langsam die Torschlusspanik ein. Sie dachten sich „was der Herr Ranft kann, das können wir schon lange“ und ließen in jedem der folgenden Angriffe mindestens einen überhasteten Dreipunktewurf fliegen, obwohl noch ausreichend Zeit für ein überlegtes Angriffsspiel gewesen wäre. Zu spät erkannten sie die Sinnlosigkeit ihrer Bemühungen und ließen Sebastian Peters sogar noch auf 72:64 erhöhen. Aufgeben taten sich die Gäste allerdings noch lange nicht, auch wenn jetzt nur noch eine Minute übrig war. Fünf schnelle Punkte resultierend aus unnötigen Ballverlusten des BCO brachten wieder Spannung in die Schlussphase. Doch Martin Ranft wäre nicht Martin Ranft, wenn er nicht auch für dieses Problem eine Lösung parat hätte – im folgenden Ottendorfer Angriff war er sich vollkommen seiner Verantwortung bewusst und attackierte ohne Rücksicht auf Verluste sofort das Brett. Dem wussten sich die Gäste nur mit einem Foul zu helfen und schickten ihn somit an die Freiwurflinie, wo er ähnlich unbedrängt wie Minuten zuvor zweimal einnetzen und den Endstand von 74:69 herstellten konnte.
Abgesehen von den bereits erwähnten individuellen Heldentaten waren die zwei Erfolge wieder einmal Produkt einer geschlossenen Mannschaftsleistung, zu der jeder Akteur seinen Beitrag leistete.
Für Ottendorf spielten: T. Bürger (12 Punkte), S. Daehne (9), R. Genz (4, 1 Dreier), K. Gleisberg (2), A. Henke (32, 3 Dreier),A. Just, R. Kunze, M. Naumann (5), S. Peters (34), M. Ranft (17, 3 Dreier), S. Richter (27, 4 Dreier)
Autor: Kai Gleisberg










